Made in Vreden - Soziale Marktwirtschaft
Der Begriff Soziale Marktwirtschaft wurde von Prof. Dr. Alfred Müller-Armack während seines Aufenthalts in Vreden im Jahr 1947 erfunden. Das Jubiläumsjahr 2022 wurde zum Anlass genommen, die Soziale Marktwirtschaft am 28. Juni 2022, dem Geburtstag des Namensgebers in Vreden zu feiern.
1947 – 2022: Vor 75 Jahren prägte Alfred Müller-Armack den Begriff „Soziale Marktwirtschaft“
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"Ich weiß jetzt wie es heißen muss!
Soziale Marktwirtschaft muss es heißen, Sozial mit großem 'S‘!"– Alfred Müller-Armack
Wer sind Alfred Müller-Armack und Ludwig Erhard?
Alfred Müller-Armack
Alfred Müller-Armack wurde als Alfred August Arnold Müller am 28. Juni 1901 in Essen geboren. Den Geburtsnamen seiner Mutter – Armack – nahm er erst später hinzu. Ab 1919 studierte er in Gießen, Freiburg, München und Köln Nationalökonomie und Philosophie. 1923 wurde er an der Universität zu Köln mit der Arbeit „Das Krisenproblem in der theoretischen Sozialökonomik“ promoviert. Die Habilitation erfolgte ebendort im Jahr 1926 mit der Schrift „Ökonomische Theorie der Konjunkturpolitik“.
Von 1934 an war er in verschiedenen Positionen an der Universität zu Köln tätig, unterbrochen nur durch die Zeit von 1940 bis 1950, in der er als Pro- fessor für Nationalökonomie und Kultursoziologie an der Universität Münster lehrte und forschte. In jenen Jahren begründete er die universitäre „Forschungsstelle für allgemeine und textile Markt- wirtschaft“. Zu Beginn der nationalsozialistischen Diktatur sah Müller-Armack die Bedrohung durch deren Ideologie und Politik zunächst nicht, sondern setzte vielmehr Hoffnung in die neuen Machthaber. Im Laufe der Jahre distanzierte er sich jedoch mehr und mehr und zog sich in seiner Forschung auf kultur- und religionssoziologische Studien zurück.
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg erkannte Müller-Armack sehr schnell, dass in Deutschland nur dann eine Transformation zu einer Marktwirtschaft gelingen könne, wenn man die Menschen von ihren Vorteilen überzeugt. In zahlreichen Publikationen und Vorträgen warb er unermüdlich für das von ihm so benannte Konzept der Sozialen Marktwirtschaft. Schon bald engagierte sich Müller-Armack auch politisch. 1952 wurde er von Ludwig Erhard zum Leiter der Grundsatzabteilung im Bundeswirtschaftsministerium berufen. Von 1958 bis 1963 war er Staatssekretär für Europäische Angelegenheiten. Müller- Armack starb am 16. März 1978 in Köln.
Quelle: Ausstellungskatalog
Ludwig Erhard
Ludwig Erhard, als Bundeswirtschaftsminister erfolgreich und populär wie keiner seiner Nachfolger, hat das Bild der Bundesrepublik maßgeblich geprägt, und das durch eine nach heutigem Verständnis ungewöhnliche Laufbahn: 1897 in Fürth geboren, führte sie Erhard aus dem beschaulichen Frankenstädtchen und dem elterlichen Wäschegeschäft an die Spitze der Bundesregierung.
Realschulbesuch und Kaufmannslehre, Fronteinsatz im Ersten Weltkrieg, betriebswirtschaftliches Studium in Nürnberg, im Anschluss volkswirtschaftliche Studien in Frankfurt am Main, wo Erhard 1925 bei Franz Oppenheimer promoviert wurde. Die langjährige Tätigkeit im „Institut für Wirtschaftsbeobachtung der deutschen Fertigware“ an der Handelshochschule Nürnberg und die Gründung des „Instituts für Industrieforschung“ waren weitere Schritte einer wissenschaftlich geprägten Karriere.
Mit der Denkschrift „Kriegsfinanzierung und Schuldenkonsolidierung“, die Ludwig Erhard Anfang 1944 fertigstellte, brachte er Gedanken zu Papier, die für seinen Weg in den Jahren nach 1945 ausschlaggebend waren: Man wurde auch außerhalb der Wissenschaft auf ihn aufmerksam.
Nach kurzem Zwischenspiel als Wirtschaftsminister in Bayern wurde er im Oktober 1947 Leiter der „Sonderstelle Geld und Kredit“ mit der Aufgabe, Überlegungen zu einer Währungsreform anzustellen. Im März 1948 erfolgte seine Wahl zum „Direktor der Verwaltung für Wirtschaft“; damit war er praktisch Wirtschaftsminister der amerikanisch-englischen Bizone. Leitsätzegesetz und Währungsreform im Juni 1948, die Aufhebung der Zwangsbewirtschaftung sowie das damit eingeleitete Ende staatlicher Preissetzung bereiteten den Weg der bundesdeutschen Wirtschaftspolitik im Zeichen der Sozialen Marktwirtschaft.
Als Kandidat der CDU wurde Ludwig Erhard 1949 in Konrad Adenauers erster Bundesregierung Wirtschaftsminister. Er bekleidete dieses Amt 14 Jahre, bevor er 1963 zum Bundeskanzler gewählt wurde.
Solange die Wirtschaft der Bundesrepublik florierte, fand Ludwig Erhards Motto „Wohlstand für Alle“ – so auch der Titel seines 1957 erschienenen Buches – große, auch wählerwirksame Aufmerksamkeit. Als das „Wirtschaftswunder“ jedoch nachließ und der Bundeskanzler den wachsenden Sozialstaat an neue Entwicklungen anzupassen plante, kam das politische Aus. Mit seiner 1967 ins Leben gerufenen Stiftung versuchte Ludwig Erhard, seine Prinzipien in Wirtschaft und Gesellschaft dauerhaft zu verankern. Bis zu seinem Tod 1977 blieb Ludwig Erhard Abgeordneter des Deutschen Bundestages.
Quelle: https://www.ludwig-erhard.de/die-stiftung/ludwig-erhard/ Eine Biographie von Karl Homann
Das neue Buch erzählt eine „spannende Geschichte“.
Neben einer interessanten und umfassenden Website ist das Buch „Die Soziale Marktwirtschaft – Made in Vreden“ erschienen.
Dieses ist im Vredender Buchhandel, im kult oder über www.heimatverein-vreden.de zu einem Preis von 20,00 € erhältlich:
ISBN-10 3-926627-79-4, ISBN-13 978-3-926627-79-7, EAN 9783926627797.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier nennt das neue Buch des Heimatvereins Vreden in seinem Grußwort einen „wichtigen Beitrag“ zur Diskussion um die Soziale Marktwirtschaft. Mit Band 99 seiner Schriftenreihe hat der Heimatverein thematisch zwar mutig Neuland betreten, ist dabei aber doch in Vreden geblieben, betonte dessen Vorsitzender Guido Leeck bei der Vorstellung des neuen Bandes am vergangenen Donnerstag (14. März) im Herz-Jesu-Kloster. Die von dort ausgehende und mit der Person Alfred Müller-Armacks eng verknüpfte Geburts- und Erfolgsgeschichte der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland ist für Vredens Bürgermeister Dr. Christoph Holtwisch eine „spannende Geschichte“, die mit dem von ihm redigierten neuen Buch auch über die regionalen Grenzen hinaus bekannt gemacht werden soll.
„Nun weiß ich, wie es heißen muss: Soziale Marktwirtschaft - sozial´ mit großem "S"!“ soll Prof. Dr. Müller-Armack an einem Morgen im Winter 1946/47 gerufen haben, als er die Treppe im Vredener Herz-Jesu-Kloster heruntergelaufen kam, wohin sein Forschungsinstitut aufgrund der Kriegswirren von Münster verlagert worden war. Das Resultat seiner Vredener Arbeit: das 1947 erschienene Buch „Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft“ und der beeindruckende Siegeszug der – erstmals in diesem Buch so genannten und als Konzept ausgearbeiteten – Sozialen Marktwirtschaft. Dies hatten die Stadt Vreden und die Behinderteneinrichtung Haus Früchting zum Anlass genommen, am 28.06.2017 im Kloster eine hervorragend besuchte wissenschaftlich-politische Tagung unter dem Thema „70 Jahre Soziale Marktwirtschaft – Made in Vreden“ durchzuführen. Und auf ebendieser Treppe wurde nun der Tagungsband präsentiert, der die Vorträge der Referenten bündelt, ergänzt um weitere Fachbeiträge und Informationen.
Viel ehrenamtliche Arbeit steckt in dem Sammelband, wie Heimatvereinsvorsitzender Guido Leeck bei der aktuellen Präsentation des Buches hervorhob. Er und der Bürgermeister bedankten sich bei allen Akteuren und Autoren, die sowohl die Tagung als auch jetzt den Tagungsband erst möglich gemacht haben sowie bei der Sparkasse Westmünsterland als Sponsor des Buches. Seitens der Autoren waren die Vredener Historiker Dr. Volker Tschuschke und Dr. Hermann Terhalle bei der Präsentation anwesend; letzterer berichtete darüber, wie er durch Hinweise auf Müller-Armacks Wirken in Vreden gestoßen sei. Beide freuten sich, dass das neue Buch nun eine Forschungslücke im Grenzbereich zwischen Wirtschafts- und Regionalgeschichte schließt. Zu den weiteren renommierten Autoren gehören bspw. Dr. Daniel Dietzfelbinger als Biograph Müller-Armacks, Dr. Franz Schoser als dessen Schüler sowie der Londoner Wirtschaftsprofessor Dr. Albrecht Ritschl. Ein juristisches „Plädoyer für eine ausdrückliche Aufnahme der Sozialen Marktwirtschaft ins Grundgesetz“ hat Bürgermeister Dr. Holtwisch hinzugefügt.
Band 99 der Schriftenreihe des Heimatvereins bleibt also einerseits durchaus in Vreden, geht andererseits aber weit über die regionalen Grenzen hinaus. Sein Thema ist – so der Bürgermeister – „eine noch recht unbekannte Geschichte“, die bereits auf großes Interesse stößt, das sich u. a. in Rezensionsanfragen wissenschaftlicher Fachzeitschriften äußert. Aber nicht nur für das wirtschaftspolitische oder historische Fachpublikum ist der Sammelband relevant, sondern er ist interessant für jeden, der eine „spannende Geschichte“ aus Vreden und der Region erfahren möchte – die Geburtsgeschichte unserer Sozialen Marktwirtschaft und die Geschichte ihres Vordenkers Alfred Müller-Armack.
Das Buch „Die Soziale Marktwirtschaft – Made in Vreden“ ist im Buchhandel, im kult oder über www.heimatverein-vreden.de zu einem Preis von 20 € erhältlich: ISBN-10 3-926627-79-4, ISBN-13 978-3-926627-79-7, EAN 9783926627797.
von links:
Markus Thesing (Sparkasse Westmünsterland)
Guido Leeck (Vorsitzender des Heimat- und Altertumsvereins der Vredener Lande e.V.)
Hermann-Josef Sönnekes (ehemaliger Leiter Haus Früchting)
Dr. Hermann Terhalle (Autor), Bruder Karsten-Johannes Kruse (Herz-Jesu-Kloster)
Bürgermeister Dr. Christoph Holtwisch (Redakteur und Autor) und
Dr. Volker Tschuschke (Autor)